Nerdy - Crafty - Hobby

Monat: Dezember 2021

[Rezension] The Kechibi Code

Das Buch The Kechibi Code von Aaron Dykstra, Jason M. Hardy, J. Keith Henry, James Meiers, Mak Meurer, Trevor Laughlin, Grant Robinson, Scott Schletz und RJ Thomas umfasst 162 Seiten. Es ist ein Metaplotbuch für Shadowrun 6. Edition und bringt einen neuen Aspekt in den Plot ein.

Der Klappentext sagt:

„Was wirst du tun?

Die Macht um Städte zum Erbeben zu bringen, Nationen sogar Konzerne ist irgendwo dort draußen, versteckt in einem kompakten Code. Was würdest du tun, wenn du ihn kontrolliertest? Würdest du ihn einsetzen? Ihn zerstören? Wohin würdest du seine Macht richten? Wen würdest du retten, wen verdammen?

Shadowrunner sind es gewohnt, zu reagieren und zu überleben. Die größeren Entscheidungen, wie der Strom von Milliarden an Nuyen oder Veränderungen in den höchsten Machtstrukturen sind meist jenseits ihrer Möglichkeiten.

Aber nicht dieses Mal. Was wirst du tun, wenn du ihn schlussendlich in den Händen hältst?“

Der Kechibi Code in Kürze

An vielen Stellen in der Matrix ist ein Programm aufgetaucht, welches in der Lage ist, Leute sehr schnell sehr reich zu machen. Wer das Programm erschaffen hat, wie er es verteilt und wie es funktioniert, bleibt ein Rätsel. Fakt ist jedoch, dass der Zugang zu diesem Code sehr gefährlich ist – denn viele andere Partien wollen Zugriff auf diesen Märkte manipulierenden Code. Manch einer sieht sich sogar durch diesen Code an den Nanosecond Buyout erinnert. Jeder will ihn haben – doch vielleicht war es ja genau das, was der Erschaffer des Codes wollte?

Aber kommen wir zum eigentlichen Buch.

Wie bei den Shadowrun Plot Publikationen üblich, finden wir hier mehrere Kapitel, in welchem das Thema des Kechibi Codes entweder direkt oder indirekt angesprochen und von fiktiven Figuren innerhalb der Spielwelt kommentiert und erklärt wird. Diese Form der Darreichung ermöglicht es dem Spielleiter, beliebige Aspekte der dargebotenen Informationen als Wahrheiten für seine Kampagne zu definieren, während die nicht zutreffenden Aspekte dann einfach nur Gerüchte oder Spekulationen bleiben.

Das Buch beginnt mit einem Exkurs in die Welt der modernen Finanzsysteme, des Investments und der Art und Weise, wie sich Reichtum in der 6. Welt definiert, entwickelt und gemanaged wird. Diese Informationen sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man sich den Rest des Buches ansieht, da gerade der Finanzmarkt ein zentrales Elemente des Kechibi Code Themas darstellt.

Daraufhin folgen einige Abenteueraufhänger, welche sich jeweils in einem eigenen Kapitel samt eines Schauplatzes darbieten. Der erste dabei ist der Slum von Lagos in Westafrika. Hier wird eine, dem westlichen Runner fremd erscheinende, Gesellschaft gezeichnet, welche mit eigenen Ritualen, eigenen Verhaltensweisen und sogar eigenen Währungen daherkommt. Besonders angetan hatte es mir hierbei der Bereich über Tamanous, die Organhändler, welche hier in Lagos weit akzeptierter und anerkannter sind als anderswo. Nachdem das Setting Lagos definiert wurde, präsentiert uns das Buch einen groben Entwurf, in welchem man einer Geldspur folgt, um zuerst etwas über eine Protagonistin in Lagos, und später dann etwas über den Kechibi Code zu erfahren. Am Ende des Runs bleiben aber immer noch Fragen offen.

Im nächsten Kapitel „Small Stakes“ blicken wir nach Hong Kong. Es beginnt mit der Vorstellung des Konzerns Yingyong, einer Sicherheitsfirma welche sich auf nicht-lethale Mittel spezialisiert hat. Dann folgen einige lokale Akteure im Sprawl sowie die großen Fische im dortigen Teich. Nach dieser Einführung geht es direkt in einen Abenteuerhook, bei welchem die Runner  die Geschichte und Funktionsweise eines neuartigen Waffensystems erfahren. Dabei ist auch hier der Finanzmarkt und dessen angehende Manipulationen immer wieder Thema.

Danach geht es zu einem Überblick über die Hong Kong Free Enterprise Zone (HKFEZ). Es folgen einige Zeilen zu dem grundlegenden Thema Hong Kongs, den lokalen Megakonzernen sowie natürlich auch einem Überblick über interessante Orte im Sprawl. Auch Aspekte wie das organisierte Verbrechen, Strafvollzug oder Seehandel werden eigens behandelt. Beendet wird das Kapitel von Spielinformationen in welchem noch weitere Abenteueraufhänger und die Funktionsweise des Kechibi Code näher erläutert werden.  Ebenso werden hier neue Waffensysteme eingeführt, die, wie anfangs besprochen, bereits als Abenteueraufhänger genutzt werden. Hierbei handelt es sich sowohl um Nah- wie auch Fernkampfwaffen und Schilde, welche allesamt den Fokus auf Betäubungsschaden legen. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einem Cast of Shadows, in welchem einige der wichtigen Personen aus Hong Kong beschrieben und mit Spielwerten versorgt werden. Ebenso findet sich hier eine Karte von Hong Kong (S. 90).

Das Kapitel „The Back Alleys of the Matrix“ schaut sich die Megakonzerne und ihr Verlangen nach dem Kechibi Code an. Nach diesen gibt es noch einen Schwenk über GOD, die UN Kommission für Megakonzernangelegenheiten, das Organisierte Verbrechen und Terroristen.  Zu guter letzt wird sich eine Fraktion angesehen, welche „not to be named“ ist und ebenfalls ein großes Interesse an dem Code hat. Hier möchte ich nicht spoilern, um es hierbei geht.  In den abschließenden Spielinformationen finden sich mit „Corporate Scapegoat“ und „K-Puppet Trauma“ zwei neue Nachteile und ein umfangreicher Cast of Shadows.

Das Kapitel „Free City Blues“ führt uns nach St. Louis. Hier wird die Geschichte der Stadt vor, während und nach dem Blackout beschrieben und das Bild einer „unabhängigen“ Stadt gezeichnet, welche mit ihren ganz eigenen Problemen aufwartet. Es werden dann einigermaßen gut ausgearbeitete Abenteuerideen skizziert, welche die Runner tiefer in das Mysterium des Kechibi Code und tiefer in den Sprawl von St. Louis ziehen können. Natürlich darf eine Karte nicht fehlen (S. 126). Bei den Abenteuern hat es mir insbesondere das Abenteuer „Comin‘ over the Horizon“ angetan, in welchem die Runner sich näher mit der Milchwirtschaft, insbesondere der Firma „Defiance Dairy“ beschäftigen. Es war ein Schmaus dieses Abenteuer zu lesen. Mehr als einmal lag ich lachend in meinem Sessel. Nach diesem Abenteuer-Exkurs schaut sich das Buch einzelne Runnergruppen sowie ihre Gegenspieler an, die zu dieser Zeit in St. Louis aktiv sind. Dabei werden die Runner als voll mit Spielwerten ausgestattete NSC dargestellt samt einer Geschichte für wen sie gerade arbeiten, was sie tun und warum.

Das letzte reguläre Kapitel „Architects of a New Age“ geht Shadowrun typisch rein in Shadowtalk auf, wo die verschiedensten Runner sich zum Thema Kechibi Code unterhalten, ihre Vermutungen, Befürchtungen und Verschwörungstheorien anbieten. Wie immer stellt dieses Kapitel keine festgeschriebenen Tatsachen dar, sondern eine Auswahl dessen, aus dem der Spielleiter seine Wahrheit für seine sechste Welt zusammenstellen kann. In jedem Fall ist das hier wieder sehr inspirierend geschrieben.

Der Appendix umreißt dann noch einmal den Kechibi Code und seinen spieltechnischen Einfluss.

Es folgt dann noch eine Karte von Schottland (S. 159) und das Rückencover.

Mein Fazit

Ich habe das Buch schier verschlungen, als ich durch meine Arbeit im Catalyst Demo Zugang dazu erhalten habe. Ich mag die vielschichtige Erzählung, die einzelnen Schauplätze und den immer wiederzufindenden roten Faden. Die Motivationen der Parteien, sich den Kechibi Code Untertan zu machen, sind gut definiert und der Code an sich so gebaut, dass er trotz seiner Mächtigkeit doch eine selbstregulierende Funktion hat, als dass die Welt durch den Code nicht ins Wanken geraten sollte.

Dass die genauen Hintergründe des Codes in dem Buch nicht aufgeschlüsselt werden finde ich als Spielleiter besonders gut. Zum einen wird eine neue im Schatten operierende Entität angeteasert, welche wohl für den Code verantwortlich ist, zum anderen werden mehrere Ebenen des Plots eröffnet welche von dem direkten Ansatz „Der Code macht Geld“ über die Ebene „Wie macht der Code das überhaupt“ bis hin zu „Wem nützt es“ und „Wer hat das Erschaffen und … WIE?“ wandert. Das erschafft beim Lesen ein wunderschönes Netz in den eigenen Gedanken, in denen man seine eigenen Runner, seine eigenen Kampagnen und Spielstile wunderbar verflechten kann.

Kurzum: Mir hat das Buch extrem gut gefallen und ich rate jedem, der sich für den neuen Metaplot interessiert, sich dieses Buch anzuschaffen und zu lesen. Bislang habe ich leider noch keine Ankündigung von Pegasus gelesen, wann und ob das Buch auf deutsch erscheint, aber ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit.

Ihr könnt das Buch mittlerweile auch kaufen. Es ist unter https://preview.drivethrurpg.com/en/product/380729/Shadowrun-The-Kechibi-Code-Plot-Sourcebook für 19.99$ zu erhalten!

Soweit meine Rezension zu „The Kechibi Code“. Viel Spaß beim Lesen und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr,

euer

TalonZorch

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